Behinderung in Afrika

Ich wusste vorher schon, dass Menschen mit Behinderung in Afrika eher versteckt werden und Eltern sich oft für ihre Kinder schämen. Doch jetzt bin ich hier und merke durch Gespräche mit den Einwohnern hier, dass es tatsächlich stimmt. Viele verstehen unter Behinderung Taub- und Blindheit oder auch körperliche Behinderungen. Wenn ich nachfrage, ob sie Autismus oder Down-Syndrom kennen, erhalte ich häufig ein Nein. Die Menschen hier haben keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung und haben ihr Wissen nur übers Fernsehen, Zeitung oder Erzählungen. Des Weiteren denken hier viele, dass diese Kinder zu nichts zu gebrauchen sind und fragen sich, wozu sie in eine Schule sollen. Ich werde auch häufig gefragt, warum ich das tue und wie man da unterrichten soll. Wenn ich dann versuche zu erklären, dass es wichtig ist, den Schüler zu mehr Selbstständigkeit zu verhelfen und ihnen viele lebenspraktische Tätigkeiten beizubringen, stoße ich auf Unverständnis. Für sie heißt Schule reine Wissensvermittlung in Form von Mathe, Lesen, Schreiben, Geschichte, Naturwissenschaften etc. Letztens ist ein angehender Priester, der mit mir im Pfarramt wohnt, mit gekommen, um sich das mal anzuschauen. Und als er mit den Schülern auf Swahili gesprochen hatte, sagte er zu mir, dass die Schüler gar nicht so dumm sind wie er dachte. Er stellte fest, dass sie teilweise nur eine körperliche Beeinträchtigung haben. Er blieb dann noch kurz mit im Unterricht und erzählte mir später, dass er nun nachvollziehen kann, was wir dort machen. Er meinte aber auch, dass nicht einfach ist und man bei den Kindern andere Methoden anwenden muss als an normalen Schulen. Ich hoffe, dass noch mehr bereit sind, in die Klasse reinzuschnuppern, um zu sehen, dass diese Schüler durchaus lernfähig sind und alles andere als dumm!